Die Erstellung von Erklärvideos ist eine beliebte Methode, wenn es darum geht Schüler*innen mit digitalen Medien arbeiten zu lassen. Ich mag die kreativen Möglichkeiten die in der Produktion eines Erklärvideos stecken, verbunden mit der Art der Auseinandersetzung der Inhalte des Videos. Das Problem bei Projekten dieser Art ist jedoch, dass die Offenheit dazu führen kann, dass die Ergebnisse hinter den Erwartungen zurück bleiben oder der Arbeitsumfang deutlich über das geforderte und Maß hinaus gehen. Deshalb scheint es mir im Kontext Schule besonders wichtig zu sein, die Erwartungen an ein solches Projekt möglichst klar zu definieren. Besonders bei Lerngruppen die mit der Erstellung von Erklärvideos noch nicht vertraut sind halte ich es für wichtig eine tragfähige Herangehensweise für die Umsetzung anzubieten.
Erklärvideo-Formate
Beliebte Formate/Techniken für die Erstellung von Erklärvideos sind:
- Green-Screen
Bei der Green-Screen Technik werden zwei oder mehr Videospuren übereinander gelegt. In einzelnen Aufnahmen werden die Aufnahmen mit einem einfarbigen Hintergrund versehen (z.B. grünes Tuch). Diese Farbe wird später von einer Software aus dem Film “rausgerechnet” und erscheint transparent. So ist es möglich z.B. Personen in eine völlig andere Szenerie zu versetzen.
Beispiel
- Stop-Motion
Durch eine Vielzahl einzelner Fotos kann der Eindruck eines laufenden Films geschaffen werden. Hierzu werden die Bilder schnell nacheinander gezeigt. Ein normaler Film hat 24 Bilder pro Sekunde. Hat der Stop-Motion-Film 12 oder mehr Bilder pro Sekunde erscheint es dem Auge bzw. dem Gehirn immer noch als flüssige Bewegung. Stop-Motion Filme werden gerne mit Playmobil oder Lego umgesetzt. Lebensmittel, Naturmaterialien oder andere alltägliche Gegenstände eignen sich hierfür aber ebenso.
Beispiel
- Legetrick
Beim Legetrick werden meist Papierschnipsel, auf denen Elemente gedruckt oder gezeichnet sind durch eine Hand auf der einer Fläche umher bewegt. Die Kamera filmt von oben auf diese Fläche (Fußboden, Tisch). Dieser Film wird mit einer Tonspur unterlegt auf der erklärt wird was zu sehen ist. Mittlerweile gibt es auch unterschiedliche Software die dieses vorgehen simuliert und gute Korrekturmöglichkeiten bietet.
Beispiel
- Nachrichten-Sendungen
Dieses Format wird gerne mit der Green-Screen-Technik kombiniert. Es sitzt oder steht ganz klassisch ein Sprecher oder eine Sprecherin im Bild und führt theoretisch durch ein Thema. GGf. werden erläuternde Dinge oder Bilder gezeigt.
Beispiel
Ablauf
Typischer Ablauf zum Erstellen eines Erklärvideos
- Einarbeitung in das Thema
- Formulierung der Leitfragen/Kernpunkte für das Video
- Formulierung der Texte
- Ggf. Zusammenstellung und/oder Erstellung von Abbildungen zur Veranschaulichung (freie Lizenzen!)
- Erstellung eines Storyboards für das Video
- Erstellung des Videos (Ggf. Ton und Bild getrennt aufnehmen, schneiden)
- Komplettes Video ansehen und kontrollieren
- Upload des Videos bzw. Abgabe der Datei
Zusätzlich kann es sinnvoll oder nötig sein, an verschiedenen Stellen den jeweiligen Arbeitsstand mit der Lehrkraft zu besprechen.
Idee & Grundlage für den Ablauf: CC-BY-SA Andreas Kalt https://herr-kalt.de/arbeitsmethoden/erklaervideos
Kriterien
Möchte man (Erklär-)Videos im Unterricht produzieren lassen, dann stellt sich schnell die Frage was ein gutes Erklärvideo ausmacht. Es braucht also Kriterien. Ich habe mir eine Liste von Kriterien zusammengestellt, die sich im wesentlich auf die Bereiche Inhalt und Technik fokussieren und
- Inhalt
- Fokus auf das Thema
- Inhaltlich korrekt
- Inhaltlich vollständig
- Aufbau
- Einführung
- Hauptteil
- Schluss
- Quellen angegeben
- Dramaturgie sinnvoll
- Verständlichkeit
- Fachbegriffe erklärt
- Bild-Ton-Schere ist stimmig
- Interessante Gestaltung
- Technik
- Kreativität
- Berücksichtigung des Urheberrechts
- Dauer
- Bild
- Unterstützt den gesprochenen Text
- Gute Belichtung
- Bildqualität
- Schärfe
- Stabilität (ruckelfrei)
- Ton
- Lautstärke
- Deutlichkeit
- Sprechgeschwindigkeit
- Keine Nebengeräusche
- ggf. Blickkontakt
- Keine Versprecher
- Schnitt
- Übergänge
- Perspektive
- Effekte sinnvoll genutzt
- Abspielgeschwindigkeit
- Farbfilter
- Einblendungen
Bewertung
Bei der Erstellung von Lernprodukten kommt im Kontext Schule immer schnell die Frage nach der Bewertung auf. Nachdem ich im vorherigen Abschnitt eine Liste von Kriterien vorgestellt habe stellt sich vor der Zusammenstellung von Kriterien zur Bewertung zunächst folgende Frage: Was ist das Ziel der Medienproduktion? Geht es darum, dass die Lernenden sich den Inhalt erschließen oder diesen vermitteln, geht es darum die Fähigkeit zu erwerben die Technik zur Filmproduktion zu nutzen oder ist das Video nur “Mittel zum Zweck”? Hiervon hängt ab welchen Stellenwert Inhalt und Technik bekommen und wie die einzelnen Aspekte gewichtet werden sollten. Hierbei bleibt zu berücksichtigen, dass es auch möglich ist die Bewertungskriterien gemeinsam mit den Lernenden festzulegen.
Links
Folgende Links habe ich in der Auseinandersetzung mit dem Thema Erklärvideos genutzt habe, um mich in das Thema weiter einzuarbeiten.
- Planet Schule: Film drehen im Unterricht
- Landesbildungsserver Baden-Württemberg Bewertung von Lernvideos
- Trägheit der Klasse – Argumentationsvideos als Lernchance
- Klett: Lernen durch Erklären
- Bewertungsraster Lehrvideos Gymnasium Borsdorf
- Medienpädagogik-Praxis Blog “Was ist ein gutes Lernvideo?”
- Andreas Kalt zu Erklärvideos
- Film + Schule NRW
- Videos drehen wie ein Medienprofi
- Radio selber machen
- A-Z des Films (in kurzen Videos)
- Was ist ein gutes Lernvideo
- CC-Lizenzen
- Quellen für offen Lizensierte Medien
0 Kommentare zu “Kriterien für gute Erklärvideos”